Aachen Greening Award 2002 - Eastville Primary School

Die Eastville Primary School befindet sich inmitten von Mitchells Plain, einem Township, in dem ca. 1 Million Farbige (Coloureds) leben. Optisch wirkt Mitchells Plain - wie die meisten coloured Areas - wesentlich besser als die Schwarzen-Townships (wie beispielsweise Masiphumelele), da hier keine Hütten, sondern ausnahmslos Steinhäuser stehen. Die Arbeitslosenquote ist in den Farbigen-Townships jedoch besonders hoch (60 - 80 %) und die Perspektivlosigkeit sowie die fehlenden kulturellen Wurzeln tun ihr Übriges.

Auf die Eastville Primary School (1. - 6. Klasse) gehen ca. 1200 Schüler, die von 32 Lehrern unterrichtet werden. Die Schule stellt das Grenzgebiet zwischen zwei Straßengangs dar, die sich hier regelrecht bekriegen. Daher gibt es sogenannte "Schutzräume", das sind die im Erdgeschoss zum Innenhof liegenden Klassenzimmer, die mit einer gelben Raute gekennzeichnet sind. Jeder Klassenraum hat einen Sicherheitsklingelknopf, den die Lehrer bei Gefahr (Beginn einer Schießerei) betätigen, so dass die Schüler sich dann schnellstmöglich in die mit der gelben Raute gekennzeichneten - sichersten - Klassen begeben können.

Die unsichersten Klassen befinden sich im ersten Stockwerk der Schule- hier fliegen die Gewehrkugeln oft quer durch die Klassenräume und ständig müssen die Fensterscheiben erneuert werden. Ringsherum ist die Schule durch Militärstracheldrahtzaun abgeschirmt, was meistens hilft - wenn diese Zäume nicht überwunden werden, indem Gangmitglieder einfach Teppiche über den Stacheldraht werfen.

Ganz wichtiger Bestandteil der schulischen Erziehung sollen die Gärten werden. Die Erdgeschossklassen sollen jeweils einen kleinen eigenen Garten pro Klasse erhalten, aber das Hauptaugenmerk liegt auf dem Foodgarden, der momentan eine Größe von ca. 500 qm hat und mit dem Preisgeld des Aachen Greening Award auf 4.000 qm ausgeweitet werden soll!

Dieser Foodgarden erfüllt verschiedene Zwecke:

1. Mittagsmahlzeit
In einem containerartigen Nebengebäude befindet sich die Schulküche, die die Kinder mittags mit einer warmen Mahlzeit versorgt (häufig die einzige Mahlzeit de Kinder). Bislang ist das jedoch überwiegend Milchreis und Brot. Ab und zu gibt es bereits Gemüsesuppe aus dem Foodgarden, aber für 1.200 Kinder reicht der Garten bisher nicht aus. Durch die Gartenvergrößerung mit Hilfe des Aachen Greening Awards wird es zukünftig häufiger ein gesundes Mittagessen geben. Ganz wichtig dabei ist, dass Schüler, die - wegen des guten Essens - in die Ganztags-Schule gehen nicht gleichzeitig zu den Gangs gehen können, denn das durchschnittliche "Rekrutierungsalter" beträgt 11 Jahre!

2. Gartenarbeit für die Schule
Schüler und Eltern können gemeinsam im Foodgarden für ihre eigene schulische Versorgung arbeiten. Dabei können sie das ökologische Gärtnern erlernen und später auch in einem eigenen Garten anwenden, um sich selbst gesund zu ernähren. Die Helfer erhalten dafür einen "Lohn" nicht in Form von Geld, sondern von Essenspaketen (Mehl, Öl, Milch, Gemüse, etc.) damit sich ihre Arbeit auch wieder in gesunder Ernährung niederschlägt. Außerdem sollen einzelne engagierte Familien auch einen "Community-Garden" für sich erhalten, denn damit würde sich das Problem der fehlenden Aufsicht und Wasserversorgung in den Schulferien lösen lassen.

Der Foodgarden der Eastville Primary School wird seit ca. eineinhalb Jahren von dem Verein "Soil 4 Life" betreut. Dieser hat den Garten ökologisch umgestellt. Vor viereinhalb Jahren hatte man große Anbauflächen angelegt, die viel Dünger und Bewässerung benötigten, was zu einem hohen Wasserverbrauch und zu einer großen Schädlingsanfälligkeit führte. Inzwischen legt man kleine Parzellen an, die unterschiedlich bepflanzt werden. Diese Parzellen sind ca. ein Meter tiefe Gruben im Sandboden, die vergleichbar mit den Hochbeeten in Deutschland in Schichten mit Ästen, Gartenabfällen und Humus befüllt werden.

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